Große Aufregung! Zum einen bei Taron – er hat seinen ersten Zahn verloren – ob die Zahnfee uns findet. Und dann die Generalprobe für Weihnachten, ob auch der Nikolaus die Herausforderung meistert, unser mobiles Zuhause zu finden. Beides hat geklappt! Alle happy! Und die Sorge, dass das Christkind uns möglicherweise in Weimar sucht und unser Boot nicht findet, konnte zerstreut werden.
Diese Frage treibt uns die letzten Tage um. Es gibt gute Gründe dafür, aber auch genug dagegen. Neben den Sicherheitsaspekten, ist es vor allem auch der Zeitfaktor, der nicht für den Tripp in die Karibik spricht. Wir müssten noch einiges vorbereiten und würden alleine für den Hin- und Rückweg mindestens 1,5 Monate benötigen.
Dafür spricht natürlich auch einiges! Es ist warm dort und das Wasser auch! Die Natur und Wasserwelt ist beeindruckend, die Menschen und ihre Kultur faszinierend. Davon mal abgesehen – über den Atlantik gesegelt zu sein wäre eine Erfahrung, die einen stärkt und prägt.
Beim Familienvoting gibt es wechselnde Mehrheiten und Koalitionen – Valentin ziemlich konstant dafür, ich, wegen Sicherheitsbedenken, eher konstant dagegen.
Ein Mittelweg wäre auf die Kanaren zu segeln… Mal sehen wie die Sache ausgeht!
Morgen ist der erste Advent und die Kinder sind gerade mit dem SUP unterwegs, mit den Neos zwar, aber weit Weg bomb Schnee und Eis. Mir fehlt das ein bisschen, genauso wie der Herbst, mit all seinen Faszetten und freue mich jetzt schon ihm nächstes Jahr wieder erleben zu können.
Nun genießen wir erstmal das barfuß laufen im Dezember.
Watwanderung bei Niedrigwasserbis zum nächsten Supermarkt sind es fast 6 km
In den frühen Morgenstunden des 20.11.,mein Geburtstag 😉 passieren wir die letzte Ecke an der offenen Atlantikküste und kommen in der Algarve an – eine Region im Süden Portugals, welche sich durch ein ganzjährig mildes Klima, mit vielen Sonnenstunden, auszeichnet. Von Dezember bis Februar liegen die durchschnittlichen Temperaturen im Küstenbereich bei 16,6 Grad. Das ist nicht nur für unser Wohlbefinden und das Raumklima gut, sondern vor allem auch für unseren Energiehaushalt, der zum Großteil aus Solarenergie gespeist wird. Und immer noch reduziert ist, da wir die Zerstörten auf der Backbordseite noch nicht ersetzt haben.
Die Beurteilung unseres letzten Trips von Lissabon bis hierher erfreut sich recht unterschiedlicher Meinung – für mich war er recht anstrengend, Valentin fand ihn perfekt. Nüchtern betrachtet war der Wind gut, die Wellen nicht zu hoch und das „Rollen“ des Schiffes hielt sich in Grenzen. Aber es waren eben knapp 140 Seemeilen auf dem Atlantik. Und die Gefahr eines Orcaangriffs schwebte zudem immer mit.
Der erste Tag dann hier vor Anker war um so grandioser! Mildes Wetter mit Sonnenschein und türkis farbenes Wasser lassen uns die Anstrengungen sofort vergessen.
Eigentlich nerven nur die Wellen – und der Wind ist weg – so landen wir in Peniche. Der ausgewiesene Ankerbereich ist, ehrlich gesagt, mega hässlich. Überall Fischerstuff, Fischgeruch und nichts was verlockt. Dann paddeln wir in unserem Dinghi an Land, ohne große Erwartungen, vielleicht auf der Suche nach einer Kleinigkeit zu naschen, einem Kaffee oder einer Sehenswürdigkeit. Und dann finden wir Klippen und Wellen und staunen mit großen „Ahhhs“ und „Ohhhs“ und finden auch einen Aldi, wo es viele der Sachen gibt wie in Deutschland, was uns eher irritiert als begeistert, weil es so weihnachtlich ist und nach Winter „riecht“.
Am nächsten Tag wollen Valentin und ich mal wieder joggen gehen – wir kommen sonst ÜBERHAUPT NICHT DAZU! Und umrunden die Spitze. Es ist so faszinierend, dass wir hoffen auch unsere Pubertier begeistern zu können. Und es funktioniert! Wir machen einen wunderschönen Familienausflug wo wirklich ALLE auf ihre Kosten kommen. Die folgenden Photos sprechen für sich und wir werden Peniche in überraschend schöner Erinnerung behalten!!!
(Es sind so viele schöne Fotos entstanden und die Auswahl ist mir selten so schwer gefallen, aber wir sind ja auch noch nicht in Lissabon 😉
Mehr als einen Monat ist es her, dass wir die Biskaya überquert haben und uns eine Welle auf die Seite gelegt hat. Wir haben viel gegrübelt, aber vor allem haben wir uns von der spanischen Sonne mitreißen lassen, viele Ausflüge gemacht und auch mal am Strand rumgehangen. (Der Beitrag hierzu folgt natürlich noch!)
Gerade liegen wir in Porto im HAFEN! Warum im Hafen? Eigentlich kann man hier im Fluss auch wunderbar ankern! Am 13.10. musste Valentin wegen verschiedenen beruflichen Terminen nach Deutschland, 4 Tage später kommen mal wieder Gäste an Bord.
Leider fegt ab 18. ein fetter Sturm – von Süden – hier rüber.
Eine Klampe reißt es ab, Leinen werden innerhalb weniger Stunden durch gescheuert, wenn sie nicht mit dickem Schlauchmantel gesichtet wurden. Das Boot schwankt so sehr, dass man sich festhalten muss. Am Ende haben wir alle Leinen mindestens verdoppelt und trotzdem bin ich nachts immer wieder raus und habe sie kontrolliert. Der Hafen ist bei südlichen Winden nicht geschützt – riesige Wellen drücken in die Flusseinfahrt und verstärken zusätzlich die Tide (das Auf und Ab der Gezeiten). Aber ich lerne tolle Menschen kennen! Mit Beginn des Sturms legt sich die „DESTINY“ (www.sailblogs.com/member/destinyatsea) neben uns – ein britisches Schiff mit einem unglaublich herzlichen Pärchen darauf. Ihre Geschichte zu erzählen und das Boot zu beschreiben, würde hier den Rahmen sprengen. Sie haben mir mit den Leinen geholfen, mich unterstützt und tolle Gespräche zum Thema Langfahrtsegeln geführt. Ich bin immer noch tief beeindruckt! An einem etwas ruhigeren Tag fahren wir mit dem Zug nach Coimbra und von dort aus weiter nach Conimbriga – eine ehemalige Römerstadt und eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten Portugals. Auch hier finden wir die beeindruckenden Mosaike wieder.
Am 23. kommt Valentin endlich zurück und erlebt noch das letzte Aufbäumen.
Nach einem beeindruckenden Spaziergang vor zum Atlantik reißt am Ende unser Fingersteg auseinander und wird nicht mehr vom Pontoon gehalten.
Auch die DESTINY liegt an dem Steg und die Eigner sind am Vortag abgereist. Nun muss sie abgeschleppt werden, bevor wir uns verlegen können. Zum Glück klappt beides ohne größere Probleme, auch wenn es wegen der nicht gerade günstigen Umstände etwas aufregend war. Es war leider auch das einzige Mal, dass unsere Gäste mit dem Boot „unterwegs“ waren. Nun hoffen und warten wir auf ein Wetterfenster, das es uns erlaubt sicher Richtung Süden zu segeln.
Zum Glück ist Porto eine Stadt, die man nicht oft genug besichtigen kann – für mich einer der faszinierendsten Orte, die ich bis jetzt kennengelernt habe. So reich an großen und kleinen Gebäuden, die mich immer wieder aus neue überwältigen.
Am 17.9., kurz vor der spanischen Küste, wird unsere Argo von einer Welle erfasst und auf die Seite gelegt – im Segeljargon sind wir gekenntert. Die Sprayhood, unser kleines Dach am Niedergang, wird dabei weg gerissen und wir, die uns im Cockpit aufhalten, stürzen aufeinander. Die komplette Steuerbordreling bricht ab und mit ihr die Solarpanele. Das Antennenkabel reißt aus dem Ais Gerät und zerstört es damit. Unsere Satellitentelefon, der Handwindmesser und – das traurigste – Tarons Musikbox werden ins Meer gespült. Unser Navigationstablet hat das eindringende Salzwasser nicht überlebt. Das Fehlen einiger anderer Dinge entdeckten wir erst um Laufe der nächsten Tage. Im Schiff herrscht Chaos – überall Brokkoli. Der Topf ist aus dem Spülbecken heraus in die gegen über liegend Seite mit den Instrumenten gekracht. Die Salonbank ist auf gegangen und ein Glas mit Pesto, Marmelade und eingelegten Pflaumen ist durch die Gegend geflogen und teilweise zerbrochen. Überall hat sich Salzwasser verteilt. Nach 5 Stunden erreichen wir A Coruna. Freude darüber die Biskaya überquert zu haben will trotzdem nicht aufkommen. Der Gedanke alles hin zu schmeißen dahingegen schon, keiner hat Lust noch eine Meile zu Segeln.
Wir gehen duschen und begeben uns auf die Suche nach einem netten spanischen Restaurant – etwas abgelegen von der Hauptachse finden werden wir fündig und schaffen es ganz unbeschwert den Abend und die spanische Kultur zu genießen. Auf dem Weg zurück zum Boot gibt es noch ein grandioses Eis.
Sommerliches Wetter weckt uns am nächsten Morgen und macht es uns erträglich uns mit der Situation auseinander zu setzen. Wie es weiter gehen wird, wissen wir noch nicht….
Die schönen Momente gab es wie immer auch – die Fotos erzählen davon…
Von unserem schönen Ankerplatz aus sind wir am Freitag morgen Richtung Falmouth gestartet. Draußen erwartet uns leider viel Welle – bis zu über 2 Meter – und fetter Wind gegen an. Viel Schräglage, viel Schaukelei und wir kommen, will wir kreuzen müssen nur langsam voran. Nachdem wir auf Höhe Plymouth eine doppelt so lange Strecke zurück legen mussten und Wind und Welle weiterhin so bestehen bleiben soll, entscheiden wir uns abzudrehen und Kurs auf Plymouth zu nehmen. Alle sind mehr oder weniger zermürbt und freuen sich riesig über die Entscheidung des Skippers. Wie richtig die Entscheidung war merken wir erst im Hafen. In unserer Bilge (das ist der „Raum“ unter den Bodenbrettern unten im Rumpf) ist nicht nur Wasser von den undichten neuen! Wassertanks, sondern auch DIESEL!!! Fürchterlicher Gestank und die große Frage: woher kommt der? Ist unser Tank undicht??? Es ist eine ziemliche Katastrophe und wahnsinnige Belastung nach dem doch recht anstrengenden Segeltag.
Fotos habe ich leider keine für euch – dafür die Bitte – Daumen drücken, Daumen drücken, Daumen drücken, dass wir die Ursache finden und es nicht der undichte Boden des Dieseltanks ist. Die Überquerung der Biskaya steht an und die guten Wetterfenster werden immer spärlicher….
Am 2.9. kommen wir in Dartmouth an und erst eine Woche später setzen wir unsere Reise fort. Wir ankern in einer einsamen Bucht und die Kinder genießen den Alltag mit Schule machen, Baden, Instrument spielen, Tiere entdecken, SUP fahren, Lagerfeuer und Stockbrot machen. Wir müssen einmal, relativ plötzlich, den Anker hoch ziehen und unseren Standort verändern, weil wir quasi im Schlick aufsitzen – der Tidenhub ist hier bis zu 4 Meter.
Im folgenden gibt es ein paar Fotos die unsere Eindrücke ein bisschen wieder spiegeln. Einige der Fotos kennt ihr schon aus dem vorherigen Beitrag, aber manche kann man sich ja auch zweimal anschauen 😉
Nachdem uns das englische Wetter doch noch eingeholt hat und wir (besonders ich) das morgendliche Schwimmen vermissen, wollen wir uns wieder von der Zivilisation verabschieden und den Fluss weiter hoch erkunden. Zu dem soll es die nächsten Tage recht stürmisch werden – die wollen wir so geschützt wie möglich verbringen.
Wir warten bis die Tide fast ihren Höhepunkt erreicht hat und fahren mit der letzten Strömung ins Landesinnere los. Schon nach der ersten Meile teilt sich die Wolkendecke und wärmende Sonnenstrahlen vertreiben die Trübheit der letzten zwei Tage.
Die Fahrt entführt uns in eine märchenhafte Landschaft und nach einer aufregenden Navigation durch flaches Gebiet landen wir in „unserem“ Traumland an.
Während wir den Anker fallen lassen werden wir von einem Seehund begrüßt, welcher sehr interessiert unser Tun verfolg.
Levin möchte gleich erst mal das Ufer erkunden und paddelt mit dem Bord los. Plötzlich taucht, zum greifen nahe, wieder der Seehund auf. Und wieder ab und wieder auf – rings um Levin herum. Es ist ein magischer Moment den er zum bisher schönsten auf unserer Reise kürt.
Auch später, als wir zu dritt noch einen kleinen Ausflug mit Dingi und Bord unter nehmen, ist er wieder da – sind sie beide, wie wir fest stellen – wieder da.
Zurück an Bord bekommen wir dann noch Besuch von einer Schwanenfamilie. Mit viel Gezeter umrunden sie unser Boot, merken das sie nichts zu essen bekommen und verabschieden sich
Nach einer langen Etappe sind wir am 2.9. gut und fast ausschließlich unter Segeln, in Dartmouth angekommen. Genau richtig um die Vorräte für die Feier für Iasons Geburtstag am nächsten Tag aufzufüllen. Die Einfahrt in dem Fluss ist sensationell und wir sind mega happy uns morgens kurz vor vier aus den Betten gequält zu haben.
Dartmouth ist ein bezauberndes Städtchen, welches sich an den Hängen des Flusses entlang windet.
Eine richtige Ritterburg erkunden wir und bummeln durch die kleinen Gässchen, die ein bisschen unter unseren Füßen zu schwanken scheinen.