Auf die höchste Düne Marokkos

Im Vorhinein hatten wir große Sorge, ob wir in die Dunkelheit hinein fahren wollen, um es in einem Ritt bis nach Merzouga zu schaffen. Aber zu keinem Punkt an unserer Reise durch Marokko haben wir uns unsicher oder bedroht gefühlt. Einzig die letzten Meter von der Hauptstraße über eine Schotterpiste zum Maison Rural waren etwas abenteuerlich. Aber auch nicht abenteuerlicher, als unsere Anfahrt, wenn wir in Italien bei Valentins Heimathof ankommen.

Und dann beginnt eine neue Zeitrechnung. Wir treten durch den Hinterausgang der Auberge und sind in der Wüste. Die Dünen heben sich von dem Schwarz der Nacht ab und die Dunkelheit verschluckt alle Geräusche. Wir haben das Gefühl, im Märchen aus tausend und einer Nacht gelandet zu sein.

 

Unser Herbergsvater Mbarek hat sogar noch ein Nachtmahl für uns – es gibt eine Tajin, ein typisch marokkanisches Gericht, was wir zur Freude aller in unsere Familienspeisekarte übernommen haben.

 

Unsere Zimmer sind in ihrer Schlichtheit authentisch elegant und das erste Mal machen wir Urlaub mit Halbpension und können unser Glück kaum fassen, als wir im Schatten einer Palme unser Frühstück serviert bekommen. Natürlich nachdem die Kinder mindestens 100 Mal den Dünenhügel direkt vor der Tür herunter gehopst sind.

Beim Frühstück wird die Frage zum Kamelreiten (oder eher Dromedar) kontrovers diskutiert. Arvin ist es viel zu Klischeehaft, für die beiden Kleinen ein Muss. Letztendlich entscheiden wir uns dafür und sind mal kurz so richtige Touris. Allerdings verbinden wir es mit dem Aufstieg zur höchsten Düne Marokkos, um den Sonnenuntergang zu sehen, was dann sogar Arvin alles ziemlich cool findet.

(Die Geschichte mit der Frau, die wir treffen und ihr dann am nächsten Tag im Nirgendwo schon wieder begegnen und wie es dann dazu kommt, dass wir ganz viel erfahren über die Kultur der Berber und am Ende zwei wunderschöne Teppiche kaufen, muss ich euch in echt erzählen. Überhaupt treffen wir immer wieder Menschen, die uns auf unterschiedlichste Art berühren und bereichern – manchmal ist es nur ein Gruß, manchmal lange Gespräche und aus einigen Begegnungen sind Freundschaften entstanden.)

Der Abstieg kostet nur ein Bruchteil der Zeit, und der Kraft, die wir hoch gebraucht haben und das herunter gehopse gibt uns Erwachsenen ein bisschen von der kindlichen Unbeschwertheit. Dabei dringt der Sand dringt so langsam überall hin, was uns überhaupt nicht stört.

Nachdem wir uns von dem anstrengenden Aufstieg für den Sonnenuntergang erholt haben, wagen wir das Unternehmen Sonnenaufgang. Wir planen genug reichlich Zeit ein, da wir diesmal keine Dromedare haben, die uns bis zur Düne bringen und stehen gefühlt mitten in der Nacht auf. Es kommen tatsächlich alle mit, sogar unser Jüngster, der mit seinen 6 Jahren noch recht kurze Beinchen hat im Vergleich.

In stockdunkler Nacht machen wir uns auf den Weg und erfahren, dass die Wüstennacht tatsächlich mächtig frisch ist. Arvin versucht es barfuß und zieht kurze Zeit später die Schuhe wieder an. Besonders der Sand ist garstig kalt.

Trotz der großzügigen Zeitplanung müssen wir die letzten Meter rennen, um wirklich auf dem höchsten Punkt zu stehen, wenn die Sonne ihre ersten Strahlen am Horizont sehen lässt. Nicht nur für den Anblick und natürlich die Fotos, sondern auch, um die kleinen Fläschchen mit Sand zu füllen – dem Sand, von der höchsten Düne, genau bei Sonnenaufgang! – die, die Jungs ihren Freunden in Weimar mitbringen wollen.

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