Wir, das sind Juliane und Valentin mit der "ARGO". Geschrieben sind die Beiträge von mir, Juliane. Die Fotos hingegen hat vor allem Valentin geschossen und bearbeitet. Eine Vielzahl der Fotos kommen auch von lieben Menschen, die uns auf unserer Reise, ab Entstehen der verrückten Idee ein Boot zu kaufen, begleitet haben und uns noch begleiten. Zu uns gehören außerdem unsere Söhne Arvin (2007), Levin (2010), Iason (2012) und Taron (2016). Ohne sie hätten wir wahrscheinlich nie die Leidenschaft zum Segeln entdeckt, ohne sie wäre die ARGO nicht bei uns angelandet (dazu mehr unter entscheidende Momente).
Wir wollen euch Teil haben lassen an dem Traum, der wahr geworden ist - auch wenn nicht immer alles traumhaft ist :-).
Nachdem wir das Auto abgestellt haben und zu unserem Quartier irren, fühlen wir uns wie in ein Märchen aus Tausend und einer Nacht versetzt. Es gibt unzählige Sackgassen, verwinkelte Straßen und google ist uns keine Hilfe. Aber schon am nächsten Tag, nachdem wir feststellen, dass man immer irgendwie auf einer der Hauptpfade landet, lassen wir uns treiben, was eindeutig die bessere Art ist dieses blaue Kleinod zu erkunden
Wir treffen außerdem Astrid und Philipp, ehemalige Weimarer, die hier gerade ihre „Auberge Nautilus“ aufbauen. Wir sitzen oben auf dem Dach, mit grandiosem Blick und reden und reden, bis es dunkel wird. Und leider auch kalt. Die Kinder sind schon längst vorgegangen – sie lieben unsere kleine Ferienwohnung – und dann verabschieden auch wir uns mit einem Kontakt bei einem neuen Ziel in der Tasche. Sie sind aus dem Schwärmen nicht mehr heraus gekommen, von der Wüste und der kleinen, familiären „Maison Rurale“ am Rande der Sandwüste Marokkos.
Eigentlich wollten wir auf dem Rückweg nach Smir nur einen kurzen Stopp in Tanger machen, aber nachdem wir so begeistert sind von… eigentlich Allem… verlängern wir nochmal das Auto um einen Tag, suchen ein Quartier in Tanger und freuen uns auf diese Stadt, die wir wegen der Orcaangriffe nicht mit dem Boot anlaufen konnten.
Und jetzt viel Freude beim Fotos anschauen!
Unser Quartier zu finden war gar nicht so einfach…Das Auberge Nautilus, vor und nach dem UmbauHier geht es richtig steil runter!Verrückt hier ein Auto mit Weimarer Nummernschild zu sehen!In den frühen Morgenstunden nehmen wir Abschied und machen uns auf den Weg nach Tanger
Nachdem wir ein paar Tage vor Ceuta – eine spanische Exklave – geankert haben, segeln wir in wenigen Stunden nach Smir, unserer ersten Station in Marokko. Wir sind mega aufgeregt, da wir keine Ahnung haben, was uns erwartet. Den Hafen haben wir nicht erreicht und noch nie wirklich Einklarieren müssen. Zum Glück spricht Valentin auch französisch, sodass wir hofften uns zu mindestens ein bisschen verständigen zu können. Vor der Hafenmauer entdecken wir erst einmal einen aufgelaufenen Frachter und die ersten Boote die wir sehen gehören dem Militär. Die erste Erleichterung – wir können erst einmal längsseits an der Kaimauer fest machen. Die zweite Erleichterung – es sind alle super nett und mit Französisch können wir uns gut verständigen. Nachdem wir uns im Hafen angemeldet haben geht’s zur Marinepolizei, dann zum Zoll und nachdem auch noch drei Uniformierte unser Boot gecheckt haben, können wir uns dem Festmachen à la Mittelmeer mit Moorings stellen. Aber nach einigem Hin und Her gelingt uns auch dies, eine Freude ist es nicht.
Smir selbst ist eine riesige Ferienanlage, die jetzt, Anfang März, noch völlig ausgestorben ist. Dafür gibt es einen breiten Sandstrand und, obwohl das Wasser noch recht eisig ist, gehe ich jeden Morgen schwimmen und freue mich wie verrückt darüber.
Und dann kommt der Stein ins Rollen – Matze, ein guter Freund, der uns schon oft aus größter Not geholfen hat, schreibt mir auf meine Statusmeldung unserer Ankunft auf dem afrikanischen Kontinent. Er berichtet von einem befreundeten Pärchen, die gerade eine Herberge in Chefchaouen herrichten. Wir scherzen ein bisschen, dass es mit dem Boot schwierig wird, so weit ins Landesinnere zu kommen, aber die Idee reift… Wir schauen auf der Karte wie weit es ist und stellen fest – mit dem Auto sind es lediglich 1,5 Stunden Fahrt. Schnell informieren wir uns in einigen Foren, schauen nach dem Wind und der Strecke bis zum nächsten marokkanischen Hafen und beschließen nicht zu segeln, sondern ein Auto zu mieten. Die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können.
Zu unserer großen Freude klappt es auch mit der Buchung eines Mietwagens, sodass wir gleich am nächsten Tag später ins Landesinnere aufbrechen können. Sorgen um unser Boot machen wir uns nicht – die Polizeistation ist nicht einmal 100 Meter entfernt und Tag und Nacht besetzt.
Zudem entdecken wir überall Wachposten. Später erfahren wir, dass der König im Sommer sein Boot in dieser Marina liegen hat. Wir sind also in bester Gesellschaft!
Schon die Fahrt nach Chefchaouen ist ein Erlebnis und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus.
nicht ganz nach der Straßenverkehrsordnung, aber schneller als 60 können wir selten fahrenvom Auto kann man nur schlecht die Eindrücke einfangen…es geht einiges, wenn der Wille da istPolizeikontrollen alle 20KM sind normal. Allerdings kommen wir (fast) immer gut durchEs wird so einiges über die Straßen transportiertan einer „Touristenfalle“ halten wir doch und lernen dabei jede Menge übers Feilschen 😉die Kinder sind besonders fasziniert von den „alten“ Mordwerkzeugenuner Auto wird hübsch abgedeckt……und dient in den drei Tage bestimmt auch als gutes Nachtlager
Heute, bei meinem morgendlichen Kaffee, habe ich das erste Mal seit vielen, vielen Wochen das Gefühl Muse für Mehr zu haben. Normalerweise ist der Tag angefüllt mit „Alltag“, der sich so ganz anders gestaltet als in einer Wohnung an Land, mit Lohnarbeit und allem was dazu gehört. Aber, obwohl ich das oft höre, eben auch kein Urlaub ist. Lange Rede, kurzer Sinn – ich habe jetzt Zeit für einen neuen Beitrag, welcher längst überfällig ist. Und, obwohl dies aus chronologischer Sicht eigentlich nicht geht, überspringe ich jede Menge schöne und anstrengende Segeltage, tolle und auch überraschend langweilige Orte, das Hinter-uns-lassen der „Orcazone“ und komme an auf einem neuen Kontinent, in einem neuen Land. Wir sind sozusagen dorthin getrieben worden und immer weiter eingetaucht. Ganz ohne Planung, ohne Erwartungen, angeregt durch interessante Begegnungen und durch eine Sehnsucht nach Unbekannten. Marokko war für uns alle eine der wunderbarsten Entdeckungen unserer Reise. Das Land und seine Menschen, ihre Kultur und Lebensweise, hat uns verliebt gemacht und viel Stoff für Reflektionen unseres Lebens, unserer Kultur und Religion gegeben. Die Rückkehr nach Europa, unsere Ankunft in Cartagena und erst recht unsere jüngsten Erfahrungen auf Mallorca, waren dann ein regelrechter Kulturschock. Nun liegen wir für fast zwei Wochen in der geschütztesten Ankerbucht ever – im Fjord (wir haben gestern erst den Unterschied zur Lagune nachgelesen) von Maó. Valentin muss einige berufliche Termine wahrnehmen und wir genießen das „Sesshaft“ sein.
Auf der Infotafel finden wir ein Boot, welches auch gerade in der Bucht liegt. Die Auflösung am Abend bei einem spontanen Besuch – sie waren vor 3 Jahren schon mal hier 😅40 Minuten Fußmarsch und leider gab es in dem kleinen Lädchen weder Obst, noch Gemüse und kein Brot… Aber Eis! 😜Levin entdeckt Escherwer das denn??? Jetzt ist es soweit – zum 2.Mal werde ich von unserem Jüngsten geschlagenIason hat gebastelt und wir testen sein neues Spielganz klein ist unser Boot zu sehen
Jetzt mache ich hier erst mal Schluss und tauche nochmal ein in die Erinnerungen an unsere Zeit in Marokko…
Schon wieder ein Fluss! Und die Meinungen über die Schönheit des Guadalquivir, vor allem im Vergleich zum Guadiana, gehen weit auseinander. Landschaftlich könnten die Gegensätze kaum größer sein – es ist mehr eine Steppe, alles eher flach, mit verrückten Baumstillleben und einer faszinierenden Vogelwelt.
Wanderung im Naturschutzgebiet bei unserem ersten Ankerplatz im FlussDie Funde von der Wanderung werden hübsch gemacht
Da wir auch hier mit der Tide fahren, müssen wir zwischendurch zweimal ankern, was wir auch hier genießen und gleich noch eine unglaublich schöne Hacienda entdecken.
und wieder zurück nach Cadiz 😉
(Natürlich nicht ohne Sevilla ausführlich besichtigt zu haben! Aber dazu gibt es einen eigenen Beitrag, denn, obwohl es Sevilla nicht leicht gehabt hat, nach dem wir so verzückt aus Cadiz abgefahren sind, auch hier gab es wieder reichlich Geschichte zu entdecken!!!)
Es gibt einfach so viele schöne Momente und Fotos dazu, dass ich hier gar nicht viel erzählen möchte, sondern die Fotos sprechen lasse…
Schach geht immer!!!Ups…. das geht ja gar nicht!zu Besuch in Rota„angelegt“ in Santa MariaSchachspielen geht immer – wirklich immer! naja, nicht bei Wellen vieleicht…
Das Warten hat sich gelohnt! Tagelang haben wir den Wind und die Vorhersagen beobachtet, auf ein günstiges Wetter gewartet. Nicht zu viel sollte es sein, natürlich auch nicht zu wenig. Nach fast zwei Monaten im Fluss wollten wir es langsam angehen lassen. Aber dass es so toll wird, haben wir nicht zu hoffen gewagt.
Mit sinkender Tide heben wir das letzte Mal den Anker im Guadiana und verabschieden uns auch von Ayamonte. Als wir dann die flachste Stelle in der Flussmündung erreichen, war leider doch Lowtide und mal wieder hatten wir in einem besonders niedrigen Wellental aufregend wenig Wasser unterm Kiel. Das hat uns die Freude nicht verdorben, wieder auf dem Meer zu sein. Es war das perfekte Segelwetter!
Sonnenschein, max. 20 kn Wind (auch in den Böen) und, selbst für meinen Geschmack, harmlos kleine Wellen (mein Magen war da bedauerlicherweise ein bisschen anderer Meinung). So brausen wir so schnell und schön auf direkten Weg Richtung Cadiz, dass wir doch nicht erst in der Flussmündung von Sevilla ankern, wie geplant.
7,5 kn. bei…11 – 12 kn. Wind! Top! 🙂6,2 kn. bei nur…9-10 kn. WInd!Das Maß aller Dinge: Entfernung nach Weimar in Pommes.
Wir schnuppern in Cadiz rein… so schön, dass wir unbedingt nach Sevilla nochmal stoppen müssen!
Auch der wenige Tage spätere Segeltörn, ein Stück zurück zum Fluss, welchen wir bis nach Sevilla folgen wollen, wird fantastisch.
Tschüss Cadiz, wir kommen ganz schnell wieder!
Obwohl wir beim Timing diesmal keine Wahl haben, denn wir müssen spätestens am 5.2. oben bei Sevilla, in Gelves, am Steg sein, weil Valentin beruflich nochmal nach Deutschland muss. Für den Weg auf dem Fluss müssen wir, wegen der starken Tide, ca. zwei Tage zusätzlich einplanen. Die Sorge, einen Großteil der Strecke bis zur Flussmündung motoren zu müssen, war unberechtigt. Bei schönstem Sonnenschein, 10 kn. Wind, brausen wir mit 6 kn und Null Welle nach Sevilla. Schöner gehts nicht!!! Wir sind so schnell, dass wir sogar noch mit der Strömung ein Stück den Fluss bis zu einem schönen Ankerplatz hochfahren können.
Frische Eier von unserer LieblingsfrauGrößer darf Arvin nicht mehr werdenzu Besuch bei MonaFeuermachen ohne Streichhölzer!Feuer brennt im selbst gebauten PizzaofenGeil! Juhuuu – ein Päckchen von meinem Taufpaten Friedemann!Unfassbar! Eine neue Musikbox! Die bekommt Poseidon nicht!!!Danke Mikel! Es war so toll, dein wunderschönes Stück Land kennenlernen zu dürfen….….und an deinem Steg anlegen zu können,……auf dem Balkon die untergehende Sonne zu betrachten…….und für die Kinder, dein Trampolin, das absolute Highlighte!!!Noch nie so leckere Mandarinen und Apfelsinen gegessen!Was hier alles wächst!unsere Ankerboje kämpft gegen die TideAuch Lupe (Mikels Hund) werden wir vermissen – bei low tide sind es nur wenige Meter bis zu unserem Boot – gefühlt…
Zumindest bei den Eltern, aber manchmal auch die Kinder und wenn wir ganz großes Glück haben, auch unser Teenie.
Auf den Spuren der alten Kupferabbaustrecke in Pomerao, kommen auch die Kinder auf ihre Kosten.
Schon bald verlassen wir den Wanderweg und begeben uns auf AbenteuersucheDie Höhleneingänge sind total zugewuchert, da muss man wissen, wonach man suchtDas „Bett“ der alten Bahnschieneeine FledermauswochenstubeWir finden Ruinen aus der Römerzeit – schon damals wurde hier Kupfer abgebautanstrengend, aber schön!
Und zum letzten Mal schließen wir uns der Wandergruppe der „River Rats“ an. Da können alle nochmal ihre Englischkenntnisse verbessern – sozusagen als Topping 😉
Manchmal finden wir nicht die Energie, die ganze Bande zu motivieren und genießen es, auch mal die Gegend zu zweit zu erkunden.
Eine sinnvolle Übersetzung der Tafeln war, trotz Hilfe, nicht einfach – „Recogida, salvo la vida, nada esconde la rosa“ (Bewahrend, außer dem Leben, verhüllt die Rose nichts)„Por las Flores por la resistencia de las flores“ (Für die Blumen, für den Widerstand der Blumen)„Ningun Mapa es inocente“ (Keine Karte ist unschuldig)„Creo en la espina pero es el petalo el que susurra a mi oido“ (Ich glaube an den Dorn, aber es ist das Blütenblatt, das mir ins Ohr flüstert)„En este mundo irrespirable hay mariposas“ (In dieser erstickenden Welt gibt es Schmetterlinge)„No sabes nada de la muerte hasta que no pierdes un bosque“
Du weißt nichts vom Tod, bis du einen Wald verlierst
bitte wirklich nur lesen, wenn du NICHT dazu neigst dir Sorgen, um unser Wohlergehen zu machen!!!!
Nachdem von verschiedenen Seiten die Bitte an mich herangetragen wurde, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern, von Geschehnissen jenseits der heilen Welt und schönen Bildern, von dem manchmal recht beschwerlichen Alltag, versuche ich mich mal an einem etwas anderen Beitrag. Alles gehört zusammen, macht die schönen Momente um so schöner – aber es gibt Momente die weit entfernt vom unbeschwertem „Langzeiturlaub“ sind.
Fangen wir mit den neuen Segel an, da sie uns am Anfang viel Kopfzerbrechen gemacht haben. Zwei von vier der neuen Segeln sind nicht benutzbar nachdem wir sie von Sailsercice erhalten. Das Groß zu groß, die Mastrutscher für das besan passen nicht in den Mast. Auch nachdem wir das Groß in Lübeck noch eingeschickt haben (musste zum umnähen nach Polen und Sailserice war nicht in der Lage das zu organisieren) kam es, immer noch zu groß, zurück! Erst in Porto konnten wir es dann, von einem total kompetenten Segelmacher (Pedro können wir nur empfehlen) kürzen lassen. Vom Besan die Mastrutscher mussten wir alle einzeln zurecht schleifen. Auch das dritte Segel, unseee Gennaker (ein Leichtwindsegel) war verkorkst. Leite Leinen des Bergeschlauchs waren falsch durch gefädelt (zum Glück haben Arvin und Valentin das ganze einmal vor dem ersten Gebrauch ein mal zur Probe hochgezogen und gemerkt). Also Finger weg von Sailservice.
Sturmschäden auf der Nordsee…Während der Fahrt versucht Valentin die Leinen zu entwirren, damit wir wieder Segeltauglich sind
Von dem, was uns alle am meisten erschüttert hat, das Kentern – die Welle auf der Biskaya, die uns auf die Seite gelegt hat – habe ich ja schon an anderer Stelle geschrieben. Das, was häufig vergessen wird, dass wir danach ja immer noch in dem wilden Wetter weiter fahren mussten. Weiterhin Wind über 35 Knoten und 5-6 Meter Wellen in schneller Folge und unterschiedlicher Richtung. Außer Valentin und Arvin alle nass. Ich bin sofort ans Steuer und habe versucht, die Wellen auszusteuern, die Kinder sitzen auf der Bank im Salon, mit Leesegel gesichert, aber verängstigt und frierend, Arvin beseitigt grob das Chaos unter Deck – vor allem das zersplitterte Glas mit Pflaumenmus und Pesto – und Valentin bändigt die raus gerissene Reeling, die wir mit dem zerstörten Solarpanel hinter uns her ziehen.
Die Segel gerefft…und trotzdem…Nach der Kenterung…
Die Aufräumarbeiten ziehen sich über Tage…
Als Belohnung dafür, dass wir das ganze Boot leer räumen mussten, finden wir aber unser Dieselleck, welches immer wieder für einen Hauch von Diesel in der Bilge und Dieselgestank im ganzen Boot gesorgt hat. Die Vorbesitzer haben das kleine Schläuchlein, welches für die damalige Dieselheizung verlegt wurde, einfach gekappt und nicht verschlossen.
Ganz generell – das Boot kommt immer an erster Stelle. Da ist es egal, ob man gerade müde ist oder friert oder hungrig ist. Oder gerade einen spannenden James Bond schaut, was sich der Große schon lange gewünscht hat. Wenn dann das Boot plötzlich ruckt und man realisiert hat, dass man im Wellental auf Grund sitzt, dann heißt es Stopp, Klamotten an und raus in die Macht und Kälte. Motor an, Anker hoch und langsam in tieferes Wasser manövrieren. Sichere andere Stelle suchen, Anker wieder runter (und alles was dazu gehört) und endlich wieder Motor aus. Und dann natürlich Film zu Ende schauen! Also Happy End in beiden Fällen 😉
Der grüne Bereich ist Tiedenbereich, also bei Niedrigwasser trocken.Besonders vor Anker immer im Einsatz…Nachts mit Rotlicht unterwegs – alles andere würde die Nachtsicht behindern
Auch Glück haben wir gehabt, als im Hafen in Porto der Fingersteg reißt – 1. es passiert tagsüber, 2. der schlimmste Sturm war da schon vorbei und 3. war Valentin nur wenige Stunden zuvor von seinem 10-tägigen Deutschlandaufenthalt wieder zurück. Wir haben erst den Steg mit einer unserer Leinen Gesichert und dann das Boot umlegen müssen. Die Douro Marina muss eine Fehlplanung sein. Bei Südwinden ist der Schwell im Hafen so stark, dass an allen Boote im Hafen die Festmacherleinen reißen und durchgescheuert werden. Gelernt habe vor allem ich sehr nachdrücklich – nicht einmal im Hafen gibt es eine 100 %ige Sicherheit. Sehr ernüchternd und für mich vielleicht der Tiefpunkt unserer Reise.
Die nächste Herausforderung stellt das Auffüllen, bzw. tauschen, unsere Gasflaschen dar. In England gab es dafür zum Beispiel nirgends eine Möglichkeit – es gab an der ganzen Südküste kein Gas. Wir wären sogar bereit gewesen neue Flaschen zu kaufen, aber es gab einfach nichts. Auch für wnglische Segler! Dem Brexit sei dank (das Gas wird aus Frankreich geliefert). Nach dem Preis fragten wir schon gar nicht mehr, denn ohne Herd geht gar nichts!
Zum Glück haben wir zwei Klappräder dabei und wenn wir im Hafen liegen kann man ziemlich entspannt Vorräte für 6 Personen heranschaffen. Schwieriger wird es vor Anker und richtig Arbeit bedeutet es in Gegenden ohne nahegelegene Einkaufsmöglichkeiten. Das bedeutet mit Dingy ans Ufer und an Land sichern (Tide nicht vergessen sonst schwimmt es nach der Rückkehr irgendwo mitten im Wasser), lange Strecken mit beim Rückweg schweren Rucksäcken, Dingi wieder ins Wasser (manchmal über Steine und durch Schlamm), alles verladen und zurück zum Boot. Nach einer besonders anstrengenden Einkaufstour, weil der Supermarkt, zu dem wir wollten, noch gar nicht eröffnet hatte und der Weg dadurch besonders lang geworden ist, müssen wir an einem kleinen Strand ablegen, was aufgrund der Wellen immer etwas schwierig ist. Das Ende vom Lied – schmerzender Knöchel und nasse Baguettes, weil sie mir aus dem Rucksack ins Meer gefallen sind – nicht lustig!
diese Dingifahrt ist gut ausgegangen 😉
Und dann muss natürlich im Anschluss alles restlos verstaut werden. Wenn wir Segeln darf nichts, aber auch gar nichts, herumliegen. Jede Nachlässigkeit wird mit dem durch die Gegend fliegen eben dieses Gegenstandes bestraft. Besonders gemein ist es, wenn wir kreuzen (wenn unsere Richtung gegen den Wind geht und wir einmal rechts – Steuerbord und einmal links – Backbord vom Wind fahren), dann nämlich rutschen oder fallen auf beiden Seiten die Sachen herum. Natürlich auch im Kühlschrank, nicht lustig!!!
Gerade warte ich darauf, dass die Waschmaschine, die eigentlich nur 20 Minuten brauchen sollte und jetzt, nach 45, noch weitere 12 benötigt. Ich will mich nicht beschweren, denn immerhin kann ich mein eigenes Waschmittel benutzen und muss nicht mit einer total parfümierten Wäsche Vorliebe nehmen. Dafür muss ich hin und zurück insgesamt 40 Minuten mit dem Dingi fahren, jedes Mal umständlich einen Token erwerben (heute musste ich 1,5 Stunden warten) und das Fassungsvermögen ist ca. 1/3 im Vergleich zum Waschsalon. Bei 6 Menschen und ca. 3 Wochen nicht gewaschen sind das viele Ladungen. Dafür habe ich Zeit endlose Beiträge zu schreiben
Ein weiterer Punkt, der teilweise einer größeren Planung bedarf, ist das Duschen. Wir haben kein Warmwasser an Bord und können nur draußen an Deck duschen. Vorzugsweise nachdem man sich vorher im Fluss oder Meer gewaschen hat, um Wasser zu sparen. Da die Wassermacher so fürchterlich teuer sind, haben wir darauf verzichtet einen einzubauen, sodass die begrenzte Kapazität an Frischwasser uns hin und wieder in den Hafen zwingt. Die Temperaturen sind mittlerweile aber auch hier so kühl, dass auch wir Erwachsene eine warme Dusche bevorzugen. Zum Beispiel bei Santa Maria (Bucht von Cádiz ) wo wir in einer Ankerbucht liegen, von der aus wir mit dem Dingi in den Hafen fahren können, wo ein Freund liegt, von dem wir uns den Schlüssel zu den Sanitäranlagen leihen können.
Alles Lappalien, wenn man daran denkt, was uns vor ein paar Tagen passiert ist, als wir im Guadiana den Anker hochholen wollten. Der kam nämlich nicht, trotz vor und zurück fahren und aller Bemühungen,. Also haben wir den Motor wieder aus gemacht. Jetzt hieß es überlegen und Pläne schmieden, was wann und wie zum Erfolg führen könnte. Als Erstes war klar, dass wir Niedrigwasser brauchen, wenn Valentin eine Chance haben soll zum Anker zu tauchen ( bei 2m Tidenhub, von 4m auf 6m nicht unerheblich). Zum Glück hatte er zum Geburtstag einen Softshellanzug bekommen und wir haben auch Gewichte zum Tauchen besorgt. Das Hauptproblem, neben Tiefe und Tide, ist die Trübung des Flusses – man sieht nicht einmal die Hand vor Augen. Am Mittag des nächsten Tages ging dann Valentin ins eisige Wasser – zum Glück war Tiefe kein Problem und die Strömung am Anfang ruhig da die Tiefe gerade kippte. Aber das Ding, um das sich unsere Kette gewickelt hat (vermutlich ein alter Mooring Anker) war riesig und schwer. Zusätzlich hatte sich auch ein Baum in unserer Kette verfangen. Wir haben eine zusätzliche Leine befestigt und über eine Winch seitlich hochgezogen, was die Kette ein bisschen entlastet hat. Ich weiß nicht mehr, wie oft Valentin runtergetaucht ist! Irgendwann schien die Kette fast entwirrt und ich habe dann nochmal versucht die Kette hochzuholen und es hat funktioniert!!! Wir haben schnell den Motor gestartet, Arvin ist ans Steuer, Valentin aus dem Wasser und ich habe den Anker (mit Valentin der drauf stand) vollends hochgeholt. Wir konnten unser Glück kaum fassen!!!!!
Das war der dritte Tauchgang! Auch die anderen zwei waren spektakulär! Auf dem kurzen Weg von einem Ankerplatz in den Hafen vor Lissabon haben wir uns an einer Fischerboje fest gefahren – bei ziemlich starken Wellengang und ungemütlichen Wetter. Auch hier musste Valentin tauchen! Während ich fast gestorben bin vor Angst. Das Heck der Argo hob und senkte sich in den Wellen über Valentins Kopf. Die Fischerboje hatte sich fest im Ruder verkeilt und es war sehr mühselig alles zu lösen. Nicht weniger aufregend war, als wir im Guadiana kurz vor Pomarao, auf einer Sandbank aufgelaufen sind. Absolut selbst verschuldet, unaufmerksam und dumm! Wieder mal nur kurz woanders hin… und beng, saßen wir fest. Bei steigender Tide nicht das Schlimmste. Allerdings haben wir beim volle Kraft rückwärts fahren vergessen, dass die Dingis hinten am Boot hängen. Auch das wäre nicht weiter schlimm, wenn sich die Leine des einen nicht um die Schraube gewickelt und das Dingi unters Boot gezogen hätte. Sofort Motor aus! Ich ins halb unterm Boot hängende Dingi und versucht die Leine freizuschneiden – ohne Erfolg. Valentin musste also tauchen, um die Leine unter Wasser vom Propeller zu lösen. Ohne Sicht und bei stärker Strömung ein sehr anstrengendes Unterfangen! Derweil wurde unser Boot mit steigender Tide weiter auf den flachen Bereich zu getrieben. Plötzlich strömte Wasser unterm Kiel und das Boot schwamm wieder – eigentlich schön, aber ohne laufenden Motor und Valentin unter Wasser ein gefährlicher Zustand. Ich habe sofort den Anker heruntergelassen, um ein weiteres abtreiben zu verhindern. Das anschließende Anlegemanöver war dann etwas angestrengt – alle noch mega nervös und aufgeregt. Aber Ende gut, alles gut! (Und wir haben jetzt schwimmleinen an allen Dingi’s).
Die alltäglichen Aufgaben, wie das morgendliche Abwischen aller Fenster und Luken, Abwaschen mit vorerst aus dem Herd erwärmten Wasser, umständliches Müllentsorgen, Matratzen hochklappen, damit sie nicht gammeln, regelmäßiges Schränke ausräumen, um sich hier ein Gammeln aufgrund von Kondensfeuchte zu verhindern, Runden das Bild ab.
Nicht zu vergessen die fast täglichen Diskussionen zu den Schulaufgaben.
Kunstunterricht ist, zumindest bei den 3 Kleineren, eine große Freude
Oder wer wann, wo und wie lange Instrument üben darf oder muss. Auch das immer wieder unliebsame auftauchen von undichten Stellen an Deck und aufgedeckte rotte Stellen wo das Wasser nach innen kommt und Sachen durchnässt, möchte ich nicht unerwähnt lassen. Bei trüben und windstillem Wetter kommt der sorgenvolle Blick auf den Ladestand der Bordnetzbatterien hinzu, weil Solarpaneele und der Windgenerator zu wenig liefern.
Das sieht vielleicht ganz romantisch aus, bedeutet aber – kein Strom!
Ach ja – fast hätte ich das regelmäßige Trocknen der Bilge vergessen, weil die neu verbauten Wassertanks trotz mehrerer Versuche nicht dicht zu bekommen sind oder weil irgendwo Wasser hineingekommen ist.
Bestimmt habe ich tausend andere Sachen vergessen, wir vergessen fast alles Beschwerliche, wenn wir mal wieder einen tollen Segeltag hatten oder die Kinder miteinander eine Gemeinschaft bilden, die im Alltag sonst nie so zustande gekommen wäre und die Möglichkeit haben, ihre Stärken auszuleben, oder wir an Deck stehen, um den Sonnenuntergang zu bewundern.