Das Warten hat sich gelohnt! Tagelang haben wir den Wind und die Vorhersagen beobachtet, auf ein günstiges Wetter gewartet. Nicht zu viel sollte es sein, natürlich auch nicht zu wenig. Nach fast zwei Monaten im Fluss wollten wir es langsam angehen lassen.
Aber dass es so toll wird, haben wir nicht zu hoffen gewagt.
Mit sinkender Tide heben wir das letzte Mal den Anker im Guadiana und verabschieden uns auch von Ayamonte. Als wir dann die flachste Stelle in der Flussmündung erreichen, war leider doch Lowtide und mal wieder hatten wir in einem besonders niedrigen Wellental aufregend wenig Wasser unterm Kiel. Das hat uns die Freude nicht verdorben, wieder auf dem Meer zu sein.
Es war das perfekte Segelwetter!
Sonnenschein, max. 20 kn Wind (auch in den Böen) und, selbst für meinen Geschmack, harmlos kleine Wellen (mein Magen war da bedauerlicherweise ein bisschen anderer Meinung). So brausen wir so schnell und schön auf direkten Weg Richtung Cadiz, dass wir doch nicht erst in der Flussmündung von Sevilla ankern, wie geplant.
Wir schnuppern in Cadiz rein… so schön, dass wir unbedingt nach Sevilla nochmal stoppen müssen!
Auch der wenige Tage spätere Segeltörn, ein Stück zurück zum Fluss, welchen wir bis nach Sevilla folgen wollen, wird fantastisch.
Obwohl wir beim Timing diesmal keine Wahl haben, denn wir müssen spätestens am 5.2. oben bei Sevilla, in Gelves, am Steg sein, weil Valentin beruflich nochmal nach Deutschland muss. Für den Weg auf dem Fluss müssen wir, wegen der starken Tide, ca. zwei Tage zusätzlich einplanen. Die Sorge, einen Großteil der Strecke bis zur Flussmündung motoren zu müssen, war unberechtigt. Bei schönstem Sonnenschein, 10 kn. Wind, brausen wir mit 6 kn und Null Welle nach Sevilla. Schöner gehts nicht!!! Wir sind so schnell, dass wir sogar noch mit der Strömung ein Stück den Fluss bis zu einem schönen Ankerplatz hochfahren können.
Zumindest bei den Eltern, aber manchmal auch die Kinder und wenn wir ganz großes Glück haben, auch unser Teenie.
Auf den Spuren der alten Kupferabbaustrecke in Pomerao, kommen auch die Kinder auf ihre Kosten.
Und zum letzten Mal schließen wir uns der Wandergruppe der „River Rats“ an. Da können alle nochmal ihre Englischkenntnisse verbessern – sozusagen als Topping 😉
Manchmal finden wir nicht die Energie, die ganze Bande zu motivieren und genießen es, auch mal die Gegend zu zweit zu erkunden.
Du weißt nichts vom Tod, bis du einen Wald verlierst
bitte wirklich nur lesen, wenn du NICHT dazu neigst dir Sorgen, um unser Wohlergehen zu machen!!!!
Nachdem von verschiedenen Seiten die Bitte an mich herangetragen wurde, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern, von Geschehnissen jenseits der heilen Welt und schönen Bildern, von dem manchmal recht beschwerlichen Alltag, versuche ich mich mal an einem etwas anderen Beitrag.
Alles gehört zusammen, macht die schönen Momente um so schöner – aber es gibt Momente die weit entfernt vom unbeschwertem „Langzeiturlaub“ sind.
Fangen wir mit den neuen Segel an, da sie uns am Anfang viel Kopfzerbrechen gemacht haben. Zwei von vier der neuen Segeln sind nicht benutzbar nachdem wir sie von Sailsercice erhalten. Das Groß zu groß, die Mastrutscher für das besan passen nicht in den Mast. Auch nachdem wir das Groß in Lübeck noch eingeschickt haben (musste zum umnähen nach Polen und Sailserice war nicht in der Lage das zu organisieren) kam es, immer noch zu groß, zurück! Erst in Porto konnten wir es dann, von einem total kompetenten Segelmacher (Pedro können wir nur empfehlen) kürzen lassen. Vom Besan die Mastrutscher mussten wir alle einzeln zurecht schleifen. Auch das dritte Segel, unseee Gennaker (ein Leichtwindsegel) war verkorkst. Leite Leinen des Bergeschlauchs waren falsch durch gefädelt (zum Glück haben Arvin und Valentin das ganze einmal vor dem ersten Gebrauch ein mal zur Probe hochgezogen und gemerkt). Also Finger weg von Sailservice.
Von dem, was uns alle am meisten erschüttert hat, das Kentern – die Welle auf der Biskaya, die uns auf die Seite gelegt hat – habe ich ja schon an anderer Stelle geschrieben. Das, was häufig vergessen wird, dass wir danach ja immer noch in dem wilden Wetter weiter fahren mussten. Weiterhin Wind über 35 Knoten und 5-6 Meter Wellen in schneller Folge und unterschiedlicher Richtung. Außer Valentin und Arvin alle nass. Ich bin sofort ans Steuer und habe versucht, die Wellen auszusteuern, die Kinder sitzen auf der Bank im Salon, mit Leesegel gesichert, aber verängstigt und frierend, Arvin beseitigt grob das Chaos unter Deck – vor allem das zersplitterte Glas mit Pflaumenmus und Pesto – und Valentin bändigt die raus gerissene Reeling, die wir mit dem zerstörten Solarpanel hinter uns her ziehen.
Die Aufräumarbeiten ziehen sich über Tage…
Als Belohnung dafür, dass wir das ganze Boot leer räumen mussten, finden wir aber unser Dieselleck, welches immer wieder für einen Hauch von Diesel in der Bilge und Dieselgestank im ganzen Boot gesorgt hat. Die Vorbesitzer haben das kleine Schläuchlein, welches für die damalige Dieselheizung verlegt wurde, einfach gekappt und nicht verschlossen.
Ganz generell – das Boot kommt immer an erster Stelle. Da ist es egal, ob man gerade müde ist oder friert oder hungrig ist.
Oder gerade einen spannenden James Bond schaut, was sich der Große schon lange gewünscht hat. Wenn dann das Boot plötzlich ruckt und man realisiert hat, dass man im Wellental auf Grund sitzt, dann heißt es Stopp, Klamotten an und raus in die Macht und Kälte. Motor an, Anker hoch und langsam in tieferes Wasser manövrieren. Sichere andere Stelle suchen, Anker wieder runter (und alles was dazu gehört) und endlich wieder Motor aus. Und dann natürlich Film zu Ende schauen! Also Happy End in beiden Fällen 😉
Auch Glück haben wir gehabt, als im Hafen in Porto der Fingersteg reißt – 1. es passiert tagsüber, 2. der schlimmste Sturm war da schon vorbei und 3. war Valentin nur wenige Stunden zuvor von seinem 10-tägigen Deutschlandaufenthalt wieder zurück. Wir haben erst den Steg mit einer unserer Leinen Gesichert und dann das Boot umlegen müssen. Die Douro Marina muss eine Fehlplanung sein. Bei Südwinden ist der Schwell im Hafen so stark, dass an allen Boote im Hafen die Festmacherleinen reißen und durchgescheuert werden. Gelernt habe vor allem ich sehr nachdrücklich – nicht einmal im Hafen gibt es eine 100 %ige Sicherheit. Sehr ernüchternd und für mich vielleicht der Tiefpunkt unserer Reise.
Die nächste Herausforderung stellt das Auffüllen, bzw. tauschen, unsere Gasflaschen dar. In England gab es dafür zum Beispiel nirgends eine Möglichkeit – es gab an der ganzen Südküste kein Gas. Wir wären sogar bereit gewesen neue Flaschen zu kaufen, aber es gab einfach nichts. Auch für wnglische Segler! Dem Brexit sei dank (das Gas wird aus Frankreich geliefert). Nach dem Preis fragten wir schon gar nicht mehr, denn ohne Herd geht gar nichts!
Zum Glück haben wir zwei Klappräder dabei und wenn wir im Hafen liegen kann man ziemlich entspannt Vorräte für 6 Personen heranschaffen. Schwieriger wird es vor Anker und richtig Arbeit bedeutet es in Gegenden ohne nahegelegene Einkaufsmöglichkeiten. Das bedeutet mit Dingy ans Ufer und an Land sichern (Tide nicht vergessen sonst schwimmt es nach der Rückkehr irgendwo mitten im Wasser), lange Strecken mit beim Rückweg schweren Rucksäcken, Dingi wieder ins Wasser (manchmal über Steine und durch Schlamm), alles verladen und zurück zum Boot. Nach einer besonders anstrengenden Einkaufstour, weil der Supermarkt, zu dem wir wollten, noch gar nicht eröffnet hatte und der Weg dadurch besonders lang geworden ist, müssen wir an einem kleinen Strand ablegen, was aufgrund der Wellen immer etwas schwierig ist. Das Ende vom Lied – schmerzender Knöchel und nasse Baguettes, weil sie mir aus dem Rucksack ins Meer gefallen sind – nicht lustig!
Und dann muss natürlich im Anschluss alles restlos verstaut werden. Wenn wir Segeln darf nichts, aber auch gar nichts, herumliegen. Jede Nachlässigkeit wird mit dem durch die Gegend fliegen eben dieses Gegenstandes bestraft. Besonders gemein ist es, wenn wir kreuzen (wenn unsere Richtung gegen den Wind geht und wir einmal rechts – Steuerbord und einmal links – Backbord vom Wind fahren), dann nämlich rutschen oder fallen auf beiden Seiten die Sachen herum. Natürlich auch im Kühlschrank, nicht lustig!!!
Gerade warte ich darauf, dass die Waschmaschine, die eigentlich nur 20 Minuten brauchen sollte und jetzt, nach 45, noch weitere 12 benötigt. Ich will mich nicht beschweren, denn immerhin kann ich mein eigenes Waschmittel benutzen und muss nicht mit einer total parfümierten Wäsche Vorliebe nehmen. Dafür muss ich hin und zurück insgesamt 40 Minuten mit dem Dingi fahren, jedes Mal umständlich einen Token erwerben (heute musste ich 1,5 Stunden warten) und das Fassungsvermögen ist ca. 1/3 im Vergleich zum Waschsalon. Bei 6 Menschen und ca. 3 Wochen nicht gewaschen sind das viele Ladungen. Dafür habe ich Zeit endlose Beiträge zu schreiben
Ein weiterer Punkt, der teilweise einer größeren Planung bedarf, ist das Duschen. Wir haben kein Warmwasser an Bord und können nur draußen an Deck duschen. Vorzugsweise nachdem man sich vorher im Fluss oder Meer gewaschen hat, um Wasser zu sparen. Da die Wassermacher so fürchterlich teuer sind, haben wir darauf verzichtet einen einzubauen, sodass die begrenzte Kapazität an Frischwasser uns hin und wieder in den Hafen zwingt. Die Temperaturen sind mittlerweile aber auch hier so kühl, dass auch wir Erwachsene eine warme Dusche bevorzugen. Zum Beispiel bei Santa Maria (Bucht von Cádiz ) wo wir in einer Ankerbucht liegen, von der aus wir mit dem Dingi in den Hafen fahren können, wo ein Freund liegt, von dem wir uns den Schlüssel zu den Sanitäranlagen leihen können.
Alles Lappalien, wenn man daran denkt, was uns vor ein paar Tagen passiert ist, als wir im Guadiana den Anker hochholen wollten. Der kam nämlich nicht, trotz vor und zurück fahren und aller Bemühungen,. Also haben wir den Motor wieder aus gemacht. Jetzt hieß es überlegen und Pläne schmieden, was wann und wie zum Erfolg führen könnte. Als Erstes war klar, dass wir Niedrigwasser brauchen, wenn Valentin eine Chance haben soll zum Anker zu tauchen ( bei 2m Tidenhub, von 4m auf 6m nicht unerheblich). Zum Glück hatte er zum Geburtstag einen Softshellanzug bekommen und wir haben auch Gewichte zum Tauchen besorgt. Das Hauptproblem, neben Tiefe und Tide, ist die Trübung des Flusses – man sieht nicht einmal die Hand vor Augen. Am Mittag des nächsten Tages ging dann Valentin ins eisige Wasser – zum Glück war Tiefe kein Problem und die Strömung am Anfang ruhig da die Tiefe gerade kippte. Aber das Ding, um das sich unsere Kette gewickelt hat (vermutlich ein alter Mooring Anker) war riesig und schwer. Zusätzlich hatte sich auch ein Baum in unserer Kette verfangen. Wir haben eine zusätzliche Leine befestigt und über eine Winch seitlich hochgezogen, was die Kette ein bisschen entlastet hat. Ich weiß nicht mehr, wie oft Valentin runtergetaucht ist! Irgendwann schien die Kette fast entwirrt und ich habe dann nochmal versucht die Kette hochzuholen und es hat funktioniert!!! Wir haben schnell den Motor gestartet, Arvin ist ans Steuer, Valentin aus dem Wasser und ich habe den Anker (mit Valentin der drauf stand) vollends hochgeholt. Wir konnten unser Glück kaum fassen!!!!!
Das war der dritte Tauchgang! Auch die anderen zwei waren spektakulär! Auf dem kurzen Weg von einem Ankerplatz in den Hafen vor Lissabon haben wir uns an einer Fischerboje fest gefahren – bei ziemlich starken Wellengang und ungemütlichen Wetter. Auch hier musste Valentin tauchen! Während ich fast gestorben bin vor Angst. Das Heck der Argo hob und senkte sich in den Wellen über Valentins Kopf. Die Fischerboje hatte sich fest im Ruder verkeilt und es war sehr mühselig alles zu lösen. Nicht weniger aufregend war, als wir im Guadiana kurz vor Pomarao, auf einer Sandbank aufgelaufen sind. Absolut selbst verschuldet, unaufmerksam und dumm! Wieder mal nur kurz woanders hin… und beng, saßen wir fest. Bei steigender Tide nicht das Schlimmste. Allerdings haben wir beim volle Kraft rückwärts fahren vergessen, dass die Dingis hinten am Boot hängen. Auch das wäre nicht weiter schlimm, wenn sich die Leine des einen nicht um die Schraube gewickelt und das Dingi unters Boot gezogen hätte. Sofort Motor aus! Ich ins halb unterm Boot hängende Dingi und versucht die Leine freizuschneiden – ohne Erfolg. Valentin musste also tauchen, um die Leine unter Wasser vom Propeller zu lösen. Ohne Sicht und bei stärker Strömung ein sehr anstrengendes Unterfangen! Derweil wurde unser Boot mit steigender Tide weiter auf den flachen Bereich zu getrieben. Plötzlich strömte Wasser unterm Kiel und das Boot schwamm wieder – eigentlich schön, aber ohne laufenden Motor und Valentin unter Wasser ein gefährlicher Zustand. Ich habe sofort den Anker heruntergelassen, um ein weiteres abtreiben zu verhindern. Das anschließende Anlegemanöver war dann etwas angestrengt – alle noch mega nervös und aufgeregt. Aber Ende gut, alles gut! (Und wir haben jetzt schwimmleinen an allen Dingi’s).
Die alltäglichen Aufgaben, wie das morgendliche Abwischen aller Fenster und Luken, Abwaschen mit vorerst aus dem Herd erwärmten Wasser, umständliches Müllentsorgen, Matratzen hochklappen, damit sie nicht gammeln, regelmäßiges Schränke ausräumen, um sich hier ein Gammeln aufgrund von Kondensfeuchte zu verhindern, Runden das Bild ab.
Nicht zu vergessen die fast täglichen Diskussionen zu den Schulaufgaben.
Oder wer wann, wo und wie lange Instrument üben darf oder muss. Auch das immer wieder unliebsame auftauchen von undichten Stellen an Deck und aufgedeckte rotte Stellen wo das Wasser nach innen kommt und Sachen durchnässt, möchte ich nicht unerwähnt lassen. Bei trüben und windstillem Wetter kommt der sorgenvolle Blick auf den Ladestand der Bordnetzbatterien hinzu, weil Solarpaneele und der Windgenerator zu wenig liefern.
Ach ja – fast hätte ich das regelmäßige Trocknen der Bilge vergessen, weil die neu verbauten Wassertanks trotz mehrerer Versuche nicht dicht zu bekommen sind oder weil irgendwo Wasser hineingekommen ist.
Bestimmt habe ich tausend andere Sachen vergessen, wir vergessen fast alles Beschwerliche, wenn wir mal wieder einen tollen Segeltag hatten oder die Kinder miteinander eine Gemeinschaft bilden, die im Alltag sonst nie so zustande gekommen wäre und die Möglichkeit haben, ihre Stärken auszuleben, oder wir an Deck stehen, um den Sonnenuntergang zu bewundern.
Wir haben es geschafft! Gegen 19 Uhr, mit kippender Tide, kurz bevor das Wasser wieder fällt, starten wir den Motor und holen problemlos den Anker nach oben. (Die Geschichte von unserem missglückten Start ein Tag zuvor erzähle ich euch bald). Wir passieren die beiden Dörfchen, Marcos Nebelhorn verabschiedet uns und dann sind wir weg.
Valentin und Arvin manövrieren uns trotz zunehmender Dunkelheit sicher durch die teilweise unbeleuchtete Navigationsbetonnung. Als das Abendessen fertig ist, ankern wir an der gleichen Stelle wie über 5 Wochen zuvor.
In der Morgendämmerung machen wir uns auf den Weg zur letzten Etappe hier auf dem Guadiana….
…der ganz anderen Art. (Fast) ganz ohne weihnachtliche Stimmung, verbringen wir das besinnlichste Weihnachtsfest.
Und dann wird das Warten auf den Heiligen Abend doch wieder lang… aber voller Vorfreude!
Etwas später machen wir uns auf den Weg nach Sanlucar, wo es eine kleine Messe mit Musik und Gesang geben soll.
Es war wunderschön, ganz familiär und der Priester hat sich so augenscheinlich über unsere Anwesenheit gefreut und anschließend noch das Gespräch gesucht. Und als wir dann unter dem Sternen bedeckten Himmel zum Anlegeplatz zurückgewandert sind, ist es uns dann doch ganz weihnachtlich ums Herz geworden.
Die größte Aufregung war natürlich, wie das Christkind das mit dem Baum und den Geschenken lösen würde. Dass es tatsächlich eins geben muss, wird klar, als wir vom Wasser aus die Lichter an Bord sehen, die wir natürlich nicht angemacht haben können.
Dann nehmen wir erst einmal Abschied von „unserem“ Ankerplatz“ und fahren auf dem „Guadiana“ noch ein Stück weiter ins Landesinnere. Unser Ziel ist der „große Baum“ an die Einmündung des Vascão, ein Flüsschen wo die Schildkröten leben. Hier ankern wir wieder bei herrlichstem Sonnenschein und schon fast sommerlichen Temperaturen.
Gerade verzieht sich der morgendliche Nebel, als wir am nächsten Morgen mit unserem Bananaboot in den Vascão hinein fahren. Nach der ersten Biegung verliert sich die schlammig braune Farbe des Guadiana und ist in Kürze kristallklar.
Kaum gestrandet, sind die Kinder vertieft in ihrem Spiel… und wir genießen unseren mitgebrachten Kaffee.
Doch irgendwann rufen wir zum Aufbruch. Wir wollen ein Stück den Fluss entlang wandern und haben die Hoffnung nicht aufgegeben, doch noch Schildkröten zu finden
Unser Weihnachtsessen gibt es erst ein paar Tage später bei „Maria“ – ein uriges kleines spanisches Restaurant in dem Örtchen Pomarão, dort wo die Grenze den „Guadiana“ verlässt. Wir begegnen wieder vielen lieben Menschen, die uns anbieten den Laptop zu laden, uns verraten, wo man duschen kann oder wann das Brotauto kommt. Wir trinken den einen oder anderen Kaffee bei „Maria“ und genießen das vertraute und familiäre, was sich hier am Fluss schnell einstellt, wenn man mit den Menschen in Kontakt kommt.
Auch ins neue Jahr kommen wir ganz unaufgeregt. Morgens machen wir eine beeindruckende Wanderung (wird es einen eigenen Beitrag geben) und mein Wunsch nach einem gemeinsam gestalteten Bild über 2022 wird erfüllt. Wir begrüßen 2023 gleich zweimal – einmal nach portugiesischer Zeit und noch einmal, eine Stunde später, nach spanischer Zeit. Und sind überrascht, dass PÜNKTLICH 0 Uhr doch ein paar Raketen abgeschossen werden, kein einziger Knall hat sich vorher verirrt – da hat es sich gelohnt nochmal an Deck zu krabbeln.
Nachdem wir 11 Nächte in dem ruhigsten Hafen ever verbracht, jede Menge stürmische und regnerische Tage „abgewettert“ und Lebensmittel und Wasser gebunkert haben, machen wir die Leinen in Ayamonte los und legen völlig unaufgeregt ab. Keine Sorgen über Wind und Welle beschäftigen uns, denn es geht einfach nur den Fluss hinauf. Selbst dem Unterqueren der Brücke können wir eigentlich sorgenlos entgegensehen – da macht sich ein 2-Master bezahlt, wo die Höhe sich verteilen kann.
Die Sonne scheint und ein kleines Lüftchen lässt uns übermütig die Fok raus- und den Motor aus machen. So segeln wir mit der Strömung gemütliche 1-2 Knoten. Wenn es mal 3 sind, gibt es schon Begeisterungsrufe.
Ein bisschen sorgenvoll schauen alle auf die errechnete Ankunftszeit (die lustigste Art für Rechenspiele) – da können 8 Seemeilen zu einer Nachtfahrt werden und wir überlegen schon wie wir die Nachtwache verteilen 😉 Anstatt den Motor doch noch zu starten, lassen wir an einer breiteren Stelle einfach den Anker fallen und begeben uns in das Leben im Fluss.
Die letzten Sonnenstrahlen genießen wir an Deck und mit der Dämmerung erwachen die nächtlichen Geräusche und die Natur umhüllt uns und zeigt sich mit einer Erhabenheit, die mich zu Tränen rührt.
Am zweiten Tag fahren wir dann doch bei 0 Knoten Wind mit Motor das letzte Stück bis zu den beiden Dörfchen Alcoutim – portugiesisch und Sanlucar auf der spanischen Seite.
Levin holt sein Sax raus und hinterlässt bei uns und den Menschen die zum Ufer kommen und aus ihren Booten luken, eine unvergässliche Erinnerung.
Alex, den wir in Ayamonte kennengelernt haben, lädt uns in die „Riverrats“ ein und nach unserer unüberhörbaren Ankunft werden wir herzlich aufgenommen. Gleich am nächsten Tag trifft sich eine Gruppe, um zu Gräbern aus der Bronzezeit zu wandern, der wir uns freudig anschließen.
So erkunden wir Land und Leute, essen Orangen und Granatäpfel frisch vom Baum, klettern den Hügel rauf, um das Internet zu fangen und schwimmen im Fluss, der zwar eine fürchterliche Farbe hat, aber absolut sauber ist.
Wann wir weiter fahren ist noch nicht beschossen, den Fluss hoch nach Sevilla steht auf dem Plan, die Karibik ist vom Tisch, dafür die Nordküste Afrikas wie z. B. Marokko im Spiel und auch ein Abstecher zu den Kanaren reizt weiterhin… Wer Lust hat uns auf einer der Etappen zu begleiten, ist herzlich eingeladen uns anzuschreiben!
Nachdem uns der Hafen in Olhao mitteilt, dass sie lediglich für eine Nacht für uns Platz haben und eine Starkwindfront auf uns zukommt, suchen wir nach Alternativen für die nächsten Tage. Es ist doch recht ungemütlich in der recht offenen Lagune und die Wellen schaukeln sich so hoch, dass wir nur schwer mit dem Dingi an Land kommen würden.
Die forecast sind überraschend gut – so gut wie schon seit Wochen nicht mehr – und so entscheiden wir ganz spontan am nächsten Tag kurz vor high tide den Anker zu lichten und nach Ayamonte zu segeln.
Es ist eine der schönsten Segeletappen, die wir in letzter Zeit hatten – viel Segel, ganz wenig Motor, moderate Welle und gerade so nicht zu viel Wind – herrlich!
Da es bei uns ja nicht ohne Aufregung zu gehen scheint, fahren wir doch im Westen aus der Bucht raus. Vor uns ist die „gung-ho“ gestartet und testet die Wassertiefe – mit 1,60 Tiefgang sollten sie eigentlich keine Probleme haben. Im Gegensatz zu uns mit ca. 2.
Plötzlich bekommen wir von ihnen einen Anruf – „ihr müsst umkehren, es ist viel zu flach, selbst wir hatten nichts mehr unterm Kiel“. Sie schicken uns ihren Track mit dem Hinweis, dass es im tiefen Bereich, in dem eigentlich fast 10 m Wassertiefe seien sollten, es weniger als zwei sind, zu wenig für uns. Die Gung-Ho hat ihren Weg dann durch die eigentlich zu flachen Überschwemmungsgebiete gefunden.
Zu dem Zeitpunkt waren wir aber schon so weit, dass der Umweg riesig wäre. Die Tide war mit uns und noch am steifen. Zurück wären wir also auf jeden Fall gekommen. Wir navigieren normalerweise ziemlich sicher mit Navionics, aber heute lässt es uns total im Stich. Die Karten sind einfach nicht aktuell. Sandbänke und Untiefen haben sich komplett verschoben. Da wo die Wassertiefe mit 10 Metern angegeben ist, sitzen wir fast auf. Einmahl schlagen wir einen 90 Grad haken um der Sandbank aus dem Weg zu gehen. Mehrmals sind wir kurz vor dem Umdrehen. Wir navigieren auf Sicht und richten uns nach Wasserfarbe und Wellenbild. Arvin steht vorne am Bug und dirigiert uns zusätzlich. So kommen wir mit guten Wassertiefen auf das offene Meer. Ein Blick auf den Track ist dann doch erschreckend: Wir sind über Land gesegelt! 🙂 Im Bild zu sehen, unser Track ist der gelbe Strich. Man kann erkennen, wie wir über Land (auch Gelb dargestellt) gefahren sind. Die Zitterpartie dauert über eine Stunde und wir sind mega erleichtert, als wir endlich wieder im tiefen Gewässer unterwegs sind und die Segel setzen können
Nachdem wir von Ibon nochmal gute Hinweise bekommen haben wie und wo wir angeln sollen, versuchen wir es wieder. Nehmen sogar einen kleinen Umweg in Kauf, um in einen Bereich zu kommen mit abfallendem Meeresboden. Hier sollen sie sein, die Fische. Und tatsächlich, plötzlich rauscht die Schnur aus. Aber schon kurz danach, gerade wollten wir anfangen, die Angel einzuholen, da ist der Fisch wieder weg. Später sehen wir, dass es unseren Köder abgebissen hat! Nur 3 cm weiter oben und wir hätten ihn gehabt! Wir bleiben dran. Irgendwann klappt es!
Im letzten Licht des Tages machen wir im Hafen fest und gehen duschen – heißes Wasser! Nach über zwei Wochen kalt duschen an Deck ein unglaublicher Luxus! Auch sicher im Hafen zu liegen ist mal wieder ganz schön und beruhigend.
Ayamonte entpuppt sich als beschauliches, kleines Städtchen.
Nach einer recht unruhigen Nacht vor Anker direkt an der Küste bei Lagos – wir wollten eigentlich eine Nacht am visitor pontoon verbringen, der war aber voll – holen wir den Anker hoch und starten Richtung Faro.
Die Idee ist zwischendurch nochmal zu stoppen, um ein paar Grotten an der Küste zu besichtigen (leider war der Schwell so stark, dass wir nicht mit dem Dingi hin konnten).
Nach der Vorhersage ist nicht mit viel Welle und Wind zu rechnen, aber wir hoffen, dass es reicht, um wenigstens zu Motorsegeln. Es ist verflixt – entweder zu viel, oder zu wenig Wind. Letzteres ist uns lieber, obwohl die Ankunft immer befriedigender nach einem Tag unter Segeln ist. Dieser ist uns heute nicht vergönnt, aber wir tun unser bestes und versuchen wenigstens den einen oder anderen Knoten durch das Setzen der Genua und dann des Leichtwindsegels herauszuholen. Auch wenn das viel hoch und runter bedeutet.
Ein anderer Segler ist auf dem gleichem Kurs unterwegs – getreu dem Spruch „zwei Segler auf dem gleichen Kurs sind eine Regatta“ gibt es ein kleines Rennen. Ulf, der Skipper, macht dann noch ein sehr schönes Foto von uns unter Besan und Gennaker.
Mit dem Sonnenuntergang fahren wir in die Lagune bei Faro ein und eine Stunde später sind wir wieder fest verankert vor Culatra. Gerade rechtzeitig, denn nun wird der Wind stärker und bringt Regen mit. Genau richtig, um sich mit einer Tasse Tee unter Deck zu verkriechen.
Nachdem der Regen am nächsten Mittag endlich aufgehört hat, setzen wir mit unserem Beiboot rüber zur Insel.
Wir treffen Valentin und Christina (mit Ibon zu Besuch) mit ihrer Dschunke „gung-ho“ wieder.
Lustigerweise beschließen wir unabhängig voneinander uns vor dem aufziehenden stürmischen Wetter im Hafen von Ayamonte zu verstecken.