Die Etappe nach Al Hoceima wird eine sehr, sehr lange. Kurz nachdem wir losgefahren sind, stellen wir fest, dass uns die Welle nach hinten ein Stück aus dem Motor heraus gerutscht ist. Und nach einer Überprüfung nach 20 Minuten machen wir panisch den Motor aus. Den schon mit bloßem Auge sehen wir, dass das Stück sich vergrößert hat. Wir habe im Unglück – die Windvorhersage stimmt und der Wind frischt auf, sodass wir segeln können. Allerdings lässt er am Abend nach und wir müssen bei sehr wenig Wind, gegen an, kreuzen. Ich bekomme davon nicht mehr viel mit da die Nachtschicht Valentin und Arvin machen. Die Welle ist trotz nachlassendem Wind unverändert kabbelig und ich liege mit heftiger Übelkeit im Bett, muss mich aber zum Glück erst nach dem Festmachen, gegen 3 Uhr in der Früh, im Hafen übergeben.
Am nächsten Morgen sind alle Strapazen vergessen, nur das Wellenproblem hat sich leider nicht von alleine erledigt. Aber auch da haben wir mal wieder Glück im Unglück und finden einen Mechaniker, der sich als ein absoluter Profi herausstellt und die Reparatur nicht nur problemlos und sofort erledigt, sondern auch noch fast umsonst.
Einen Tag vor Beginn des Ramadans verabschieden wir uns schweren Herzens von Marokko und machen uns auf den Weg nach Melilla – eine spanische Exklave. Es ist unglaublich, wie groß der kulturelle Unterschied ist, obwohl die Stadtgrenze auch die Landesgrenze ist. (Kein Vergleich zum Kulturschock auf Mallorca immerhin)
Wir haben uns bewusst für eine Motortour entschieden und finden das auch mal ganz schön!
So richtig können wir uns noch nicht von der Entdeckertour durch Marokko verabschieden und stoppen schon nach nur 40 Minuten Fahrt bei einem riesigen Markt. Dort gibt es alles!!! Und viel zu entdecken, auch einiges, was man vielleicht nicht so unbedingt sehen möchte…
Am Ende fahren wir mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen weiter, und beschließen, angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit, einen Übernachtungsstopp in Fees zu machen. Eine Stadt, die vor allem für ihre Metallverarbeitung und Gerbereien bekannt ist und von der wir schon viel gelesen haben. Wir wissen, dass sie wahrscheinlich touristisch sehr überlaufen ist, aber am Ende sind wir das ja auch nur – Touristen eben. Wir kommen spät an und unsere Ferienwohnung zu finden war fürchterlich nervig da die Angaben zum Treffpunkt uneindeutig waren. Unser Quartier selbst ist dagegen ganz entzückend. Ein bisschen ist es das Mantra dieses Stopps – ein Mix aus freudiger Überraschung und nervigen Erlebnissen.
Ein überwältigend schönes Kloster besichtigen wir.Und die Gerbereien sind fürchterlich und faszinierend zu gleich.Hier hängen die Tierhäute noch zum drocknen……und schon auf dem Weg zur Weiterverarbeitung
Erfüllt und müde machen wir uns auf den Rückweg. Genießen die Aussicht auf Land und Leute und freuen uns die nächsten Stunden einfach nur sitzen zu können.
Und dann sind wir zurück in Smir Marina und müssen endlich unsere Fortbewegung mal wieder aufs Wasser zurückverlegen! Da kommt schon fast ein bisschen Vorfreude auf 😉
Spoiler Alert:
(Natürlich nur, weil wir noch nicht wissen, dass wir schon bei der nächsten großen Etappe feststellen, dass uns die Welle langsam nach hinten herausrutscht und wir uns nicht getrauen den Motor anzumachen, bis wir kurz vor der Hafeneinfahrt sind. Auch wissen wir noch nicht, dass bei einer anderen mehrtägigen Etappe der Motor nach der ersten Nacht morgens gegen 6 einfach aus- und nicht wieder an geht…).
Im Vorhinein hatten wir große Sorge, ob wir in die Dunkelheit hinein fahren wollen, um es in einem Ritt bis nach Merzouga zu schaffen. Aber zu keinem Punkt an unserer Reise durch Marokko haben wir uns unsicher oder bedroht gefühlt. Einzig die letzten Meter von der Hauptstraße über eine Schotterpiste zum Maison Rural waren etwas abenteuerlich. Aber auch nicht abenteuerlicher, als unsere Anfahrt, wenn wir in Italien bei Valentins Heimathof ankommen.
Und dann beginnt eine neue Zeitrechnung. Wir treten durch den Hinterausgang der Auberge und sind in der Wüste. Die Dünen heben sich von dem Schwarz der Nacht ab und die Dunkelheit verschluckt alle Geräusche. Wir haben das Gefühl, im Märchen aus tausend und einer Nacht gelandet zu sein.
Unser Herbergsvater Mbarek hat sogar noch ein Nachtmahl für uns – es gibt eine Tajin, ein typisch marokkanisches Gericht, was wir zur Freude aller in unsere Familienspeisekarte übernommen haben.
Unsere Zimmer sind in ihrer Schlichtheit authentisch elegant und das erste Mal machen wir Urlaub mit Halbpension und können unser Glück kaum fassen, als wir im Schatten einer Palme unser Frühstück serviert bekommen. Natürlich nachdem die Kinder mindestens 100 Mal den Dünenhügel direkt vor der Tür herunter gehopst sind.
Während die Jungs ihren üblichen Beschäftigungen nachgehen……machen wir uns auf den „Weg“ in die nächste Siedlung.Unglaublich, wie es, Dank raffinierter Bewässerungsanlagen, immer wieder saftig grüne Inseln gibt
Beim Frühstück wird die Frage zum Kamelreiten (oder eher Dromedar) kontrovers diskutiert. Arvin ist es viel zu Klischeehaft, für die beiden Kleinen ein Muss. Letztendlich entscheiden wir uns dafür und sind mal kurz so richtige Touris. Allerdings verbinden wir es mit dem Aufstieg zur höchsten Düne Marokkos, um den Sonnenuntergang zu sehen, was dann sogar Arvin alles ziemlich cool findet.
…offensichtlich gehört das Arme nach oben reißen zum Pflichtprogramm eines echten Touristen!
(Die Geschichte mit der Frau, die wir treffen und ihr dann am nächsten Tag im Nirgendwo schon wieder begegnen und wie es dann dazu kommt, dass wir ganz viel erfahren über die Kultur der Berber und am Ende zwei wunderschöne Teppiche kaufen, muss ich euch in echt erzählen. Überhaupt treffen wir immer wieder Menschen, die uns auf unterschiedlichste Art berühren und bereichern – manchmal ist es nur ein Gruß, manchmal lange Gespräche und aus einigen Begegnungen sind Freundschaften entstanden.)
Der Abstieg kostet nur ein Bruchteil der Zeit, und der Kraft, die wir hoch gebraucht haben und das herunter gehopse gibt uns Erwachsenen ein bisschen von der kindlichen Unbeschwertheit. Dabei dringt der Sand dringt so langsam überall hin, was uns überhaupt nicht stört.
Dank lokaler Hilfe lernen wir die unterschiedlichen Turban Bindetechnikenund verwandeln uns alle in echte Berber 😛
Nachdem wir uns von dem anstrengenden Aufstieg für den Sonnenuntergang erholt haben, wagen wir das Unternehmen Sonnenaufgang. Wir planen genug reichlich Zeit ein, da wir diesmal keine Dromedare haben, die uns bis zur Düne bringen und stehen gefühlt mitten in der Nacht auf. Es kommen tatsächlich alle mit, sogar unser Jüngster, der mit seinen 6 Jahren noch recht kurze Beinchen hat im Vergleich.
In stockdunkler Nacht machen wir uns auf den Weg und erfahren, dass die Wüstennacht tatsächlich mächtig frisch ist. Arvin versucht es barfuß und zieht kurze Zeit später die Schuhe wieder an. Besonders der Sand ist garstig kalt.
mit der AWO auf die höchste Düne Marokkos!
Trotz der großzügigen Zeitplanung müssen wir die letzten Meter rennen, um wirklich auf dem höchsten Punkt zu stehen, wenn die Sonne ihre ersten Strahlen am Horizont sehen lässt. Nicht nur für den Anblick und natürlich die Fotos, sondern auch, um die kleinen Fläschchen mit Sand zu füllen – dem Sand, von der höchsten Düne, genau bei Sonnenaufgang! – die, die Jungs ihren Freunden in Weimar mitbringen wollen.
Ein letztes Frühstück……und dann nehmen wir Abschied.
Ganz aufgeregt, ob es unserem Boot auch gut geht, kehren wir im Mondschein zurück nach Smir und finden alles ist in bester Ordnung. Nachdem wir unser Gepäck an Bord gebracht haben, fallen wir Tod müde in unsere Kojen. Das Begutachten unserer mitgebrachten Schätze und verzehren der Köstlichkeiten verschieben wir auf den nächsten Tag.
Ganz schön viele Pommes und Eifeltürme von Weimar weg!So viele tolle Sachen haben wir auf unserer Entdeckungstour eingesammelt!
Und dann werden gleich schon wieder neue Pläne geschmiedet! Nachdem wir es anfänglich für etwas aberwitzig gehalten haben (14 Stunden Autofahrt ins Landesinnere!), planen wir einen Trip in die marokkanische Wüste. Nach zwei Orgatagen haben wir es dann tatsächlich geschafft – ein Auto für sechs Personen steht bereit und auch in der uns empfohlene Herberge „Auberge Rurale“ in Merzuga sind zwei Zimmer gebucht. Ob wir es in einer Etappe schaffen ist noch ungewiss, aber wir denken, in einem größeren Ort in der Mitte, könnten wir bestimmt spontan übernachten. Vor Aufregung können die Kinder lange nicht einschlafen… Und, nach dem Anruf meiner Mama, die von der Reisewarnung des auswärtigen Amtes berichtet hat, ich auch nicht…
Und dann sind wir tatsächlich unterwegs!!!
Und dann sind wir tatsächlich in der Wüste!!!!! Wahnsinn! Wie in einem Märchen aus tausend und einer Nacht!
Recht früh brechen wir in Chefhaouen auf und sind sozusagen pünktlich zum Frühstück in Tanger – mit dem Boot hätten wir es vielleicht zum Abendbrot geschafft…
Eine der Dinge, die wir in Marokko sehr genießen, ist die Tatsache, dass wir, auch mit vier Kindern, einfach mal Créps zum Frühstück kaufen können, ohne das das Budget eines ganzen Tages los zu sein. Und lecker ist es noch dazu! Spielplatz inclusive…
Gestärkt begeben wir uns auf die nächste Entdeckungsreise – durch Tanger…
Bäh! Auf manche Schnappschüsse könnte ich verzichten!Taron mit seinen weißblonden Haaren zaubert bei allen ein Lächeln aufs GesichtSehr schönes kleines MuseumHandelsbeziehungen zu Zeiten der PhönizierVerrückte Darstellung des Mittelmeers – wie früher üblich ist der Süden hier obenauch im Garten finden wir ungewöhnliche Dingeund beobachten Schildkrötenund auch hier gibt es wieder verwinkelte süße GassenHuhu.. . So tolles und günstiges Obst und Gemüse!!! Auch wenn die zwei Typen im Vordergrund echt charmant lächeln… … geht es doch eigentlich nur um die gigantische Menge an Eiern im Hintergrund 😜Und wieder geht ein unglaublich erlebnisreicher Tag zu Ende…
Am nächsten Morgen beschließen wir, auf dem Rückweg nach Smir, noch einen kleinen Umweg über die Herkules Grotte zu machen – ganz schöne „Tourifalle“, aber trotzdem beeindruckend.
Zurück machen wir einen kleinen Umweg über die Herkules GrotteAfrika! – von innen spiegelverkehrtgespiegelt – sogar Madagaskar ist mit dabei!Wellengang und Brandung machen eine Besichtigung von außen leider unmöglich
Nachdem wir das Auto abgestellt haben und zu unserem Quartier irren, fühlen wir uns wie in ein Märchen aus Tausend und einer Nacht versetzt. Es gibt unzählige Sackgassen, verwinkelte Straßen und google ist uns keine Hilfe. Aber schon am nächsten Tag, nachdem wir feststellen, dass man immer irgendwie auf einer der Hauptpfade landet, lassen wir uns treiben, was eindeutig die bessere Art ist dieses blaue Kleinod zu erkunden
Wir treffen außerdem Astrid und Philipp, ehemalige Weimarer, die hier gerade ihre „Auberge Nautilus“ aufbauen. Wir sitzen oben auf dem Dach, mit grandiosem Blick und reden und reden, bis es dunkel wird. Und leider auch kalt. Die Kinder sind schon längst vorgegangen – sie lieben unsere kleine Ferienwohnung – und dann verabschieden auch wir uns mit einem Kontakt bei einem neuen Ziel in der Tasche. Sie sind aus dem Schwärmen nicht mehr heraus gekommen, von der Wüste und der kleinen, familiären „Maison Rurale“ am Rande der Sandwüste Marokkos.
Eigentlich wollten wir auf dem Rückweg nach Smir nur einen kurzen Stopp in Tanger machen, aber nachdem wir so begeistert sind von… eigentlich Allem… verlängern wir nochmal das Auto um einen Tag, suchen ein Quartier in Tanger und freuen uns auf diese Stadt, die wir wegen der Orcaangriffe nicht mit dem Boot anlaufen konnten.
Und jetzt viel Freude beim Fotos anschauen!
Unser Quartier zu finden war gar nicht so einfach…Das Auberge Nautilus, vor und nach dem UmbauHier geht es richtig steil runter!Verrückt hier ein Auto mit Weimarer Nummernschild zu sehen!In den frühen Morgenstunden nehmen wir Abschied und machen uns auf den Weg nach Tanger
Nachdem wir ein paar Tage vor Ceuta – eine spanische Exklave – geankert haben, segeln wir in wenigen Stunden nach Smir, unserer ersten Station in Marokko. Wir sind mega aufgeregt, da wir keine Ahnung haben, was uns erwartet. Den Hafen haben wir nicht erreicht und noch nie wirklich Einklarieren müssen. Zum Glück spricht Valentin auch französisch, sodass wir hofften uns zu mindestens ein bisschen verständigen zu können. Vor der Hafenmauer entdecken wir erst einmal einen aufgelaufenen Frachter und die ersten Boote die wir sehen gehören dem Militär. Die erste Erleichterung – wir können erst einmal längsseits an der Kaimauer fest machen. Die zweite Erleichterung – es sind alle super nett und mit Französisch können wir uns gut verständigen. Nachdem wir uns im Hafen angemeldet haben geht’s zur Marinepolizei, dann zum Zoll und nachdem auch noch drei Uniformierte unser Boot gecheckt haben, können wir uns dem Festmachen à la Mittelmeer mit Moorings stellen. Aber nach einigem Hin und Her gelingt uns auch dies, eine Freude ist es nicht.
Smir selbst ist eine riesige Ferienanlage, die jetzt, Anfang März, noch völlig ausgestorben ist. Dafür gibt es einen breiten Sandstrand und, obwohl das Wasser noch recht eisig ist, gehe ich jeden Morgen schwimmen und freue mich wie verrückt darüber.
Und dann kommt der Stein ins Rollen – Matze, ein guter Freund, der uns schon oft aus größter Not geholfen hat, schreibt mir auf meine Statusmeldung unserer Ankunft auf dem afrikanischen Kontinent. Er berichtet von einem befreundeten Pärchen, die gerade eine Herberge in Chefchaouen herrichten. Wir scherzen ein bisschen, dass es mit dem Boot schwierig wird, so weit ins Landesinnere zu kommen, aber die Idee reift… Wir schauen auf der Karte wie weit es ist und stellen fest – mit dem Auto sind es lediglich 1,5 Stunden Fahrt. Schnell informieren wir uns in einigen Foren, schauen nach dem Wind und der Strecke bis zum nächsten marokkanischen Hafen und beschließen nicht zu segeln, sondern ein Auto zu mieten. Die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können.
Zu unserer großen Freude klappt es auch mit der Buchung eines Mietwagens, sodass wir gleich am nächsten Tag später ins Landesinnere aufbrechen können. Sorgen um unser Boot machen wir uns nicht – die Polizeistation ist nicht einmal 100 Meter entfernt und Tag und Nacht besetzt.
Zudem entdecken wir überall Wachposten. Später erfahren wir, dass der König im Sommer sein Boot in dieser Marina liegen hat. Wir sind also in bester Gesellschaft!
Schon die Fahrt nach Chefchaouen ist ein Erlebnis und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus.
nicht ganz nach der Straßenverkehrsordnung, aber schneller als 60 können wir selten fahrenvom Auto kann man nur schlecht die Eindrücke einfangen…es geht einiges, wenn der Wille da istPolizeikontrollen alle 20KM sind normal. Allerdings kommen wir (fast) immer gut durchEs wird so einiges über die Straßen transportiertan einer „Touristenfalle“ halten wir doch und lernen dabei jede Menge übers Feilschen 😉die Kinder sind besonders fasziniert von den „alten“ Mordwerkzeugenuner Auto wird hübsch abgedeckt……und dient in den drei Tage bestimmt auch als gutes Nachtlager